Er erkannte eine enge Verbindung zwischen der normalen Beweglichkeit aller Körpergewebe und der Gesundheit eines Menschen.
Die Osteopathie dient vorwiegend der Erkennung und Behandlung von Funktionsstörungen und arbeitet mit der Gesundheit des Menschen. Das Vertrauen in die selbstregulierenden Kräfte des Körpers ist von entscheidender Bedeutung. Sie ist daher nicht mit der Schulmedizin zu vergleichen, da diese sich hauptsächlich mit strukturellen und biochemischen Erkrankungen (Pathologie) befasst. Beide Lehren können sich aber gut ergänzen.
Die osteopathische Methode setzt genaue Kenntnisse der Anatomie und Physiologie voraus und bezieht neuste wissenschaftliche Entwicklungen in das Konzept mit ein.
Wie funktioniert Osteopathie?
Unser Körper stimmt alle lebensnotwendigen Funktionen in ständiger Wechselwirkung aufeinander ab und versucht immer das bestmöglichste Gleichgewicht herzustellen (Homöostase).
Vorrausetzung für einen optimalen Austausch aller Stoffe ist eine freie Beweglichkeit aller Gewebe im gesamten Organismus und damit einen ungestörten Flüssigkeitsaustausch zwischen den Schichten. Hierin liegt auch das Ziel einer osteopathischen Behandlung. Ein Großteil dieser Beweglichkeit wird nicht bewusst wahrgenommen. Hierzu zählen der pulsierende Blutstrom, die spontane Arbeit unserer Verdauungsorgane, der Fluss anderer Körperflüssigkeiten (z.B. Lymphe , die Atembewegung und die unwillkürlichen Bewegungen der Muskulatur, Sehnen, Gelenke.
Wird nun dieses Gleichgewicht zu sehr verschoben - z.B. durch lange Belastungen oder nach Verletzungen - kommt es zu Funktionsstörungen an der betroffen Stelle des Körpers und zur Beeinträchtigung der Homöostase. Meist findet der Körper einen Weg zurück ins Gleichgewicht. Gelingt das nicht spricht die Osteopathie von einer Dysfunktion.
Nicht immer signalisiert uns der Körper Dysfunktion durch Schmerzen oder andere Beschwerden, da unser Organismus sehr anpassungsfähig ist und die Einschränkungen von anderen Strukturen lange Zeit ausgeglichen werden. So „verlagern" sich Funktionsstörungen und wirken sich auf andere Bereiche des Körpers aus.
Erst wenn diese Kompensationsfähigkeit aufgebraucht ist, kommt es zu Symptomen. Als Auslöser dafür genügt dann schon ein kleiner physischer oder psychischer Reiz, um unverhältnismäßig starke Reaktionen hervorzurufen. Häufig sind diese weit von dem ursprünglichen Problembereich entfernt. So kann beispielsweise eine ganz alltägliche Bewegung einen Hexenschuss provozieren.
Daher liegt die Ursache für Beschwerden oft nicht dort, wo man die Schmerzen empfindet.
Häufig wird die Osteopathie in drei verschiedene Bereiche unterteilt:
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Die parietale Osteopathie zur Behandlung des Muskel-Gelenk-Systems,
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Die viszerale Osteopathie zur Behandlung der Position und Spannung innerer Organe
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Die kraniosakrale Osteopathie zur Behandlung der Störungen des Gehirns und
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Rückenmarks über die umgebenden Strukturen (z.B. Schädelknochen, Hirnhäute).
Meiner Meinung nach lassen sich diese Bereiche zwar nicht so trennen, dennoch werde ich die Einteilung etwas näher beschreiben:
Die parietale Osteopathie
Die parietale Osteopathie ist der klassische Bereich osteopathischer Behandlung und befasst sich mit den Faszien, Muskeln, Knochen und Gelenken des Körpers. Traditionell stellt die parietale Osteopathie die Basis der osteopathischer Behandlung dar. Es werden verschiedene Behandlungstechniken (direkte, indirekte, funktionelle, muskelenergetische, ua) verwendet um Dysfunktionen des Muskel-Skelett-Systems zu finden und zu behandeln.
Die viszerale Osteopathie
Die viszerale Osteopathie ist der Teil der Osteopathie welcher sich speziell der Behandlung innerer Organe (Viscera) widmet.Entwickelt wurde die viszerale Osteopathie von J. P. Barral in den 70er Jahren. Sie ist inzwischen von vielen Osteopathen angewandt. Der osteopathische Behandler tastet (palpiert) feine Eigenbewegung, Spannung und Verbindungen der Organe. So kann er sich ein Bild von der Situation des jeweiligen Organes machen. Durch eine Mobilisation kann die Vitalität des Organs angeregt und die Selbstheilungskräfte aktiviert werden. So wird die Funktion des Organs über die Behandlung seines Stützgewebe, der Verbindungen zu seinen versorgenden Strukturen ( z.B. Gefäße, Nerven ) und der besseren Beweglichkeit in seiner Umgebung gefördert.
Die craniosacrale Osteopathie
Die craniosacrale Osteopathie kommt von den lateinischen Wörtern Schädel (Cranium) und Kreuzbein (Sacrum). Sie wurde von Dr. William Garner Sutherland in den 20er Jahren als Teil der Osteopathie entwickelt.
Er untersuchte den Schädel des Menschen hinsichtlich seiner „Bewegungsmöglichkeiten",
besser vorstellbar als eine leichte Verformbarkeit der Schädelknochen zueinander.
Insgesamt umfasst das craniosacrale System:
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Die Beweglichkeit der Hirn- und Rückenmarkshäute.
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Die Beweglichkeit der Schädelknochen.
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Das Beweglichkeit des Kreuzbeins.
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Den Fluss der Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor).
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Die Eigenbewegung des Gehirns.
Die genannten Strukturen besitzen enge Verbindungen zum Nervensystem ( Hirn- und Spinalnerven ) und zum Hormonsystem.
Findet der Osteopath Störungen dieses Systems, kann dies durch spezifische Mobilisationen behandelt werden, um auch hier eine verbesserte Bewegungsfähigkeit der eingeschränkten Strukturen wiederherzustellen und damit die normale Funktion zu gewährleisten.
Diagnose und Therapie in der Osteopathie orientieren sich maßgeblich an einem unwillkürlichen, rhythmischen Mechanismus. Er ist, wie Herzschlag und Atem, ein eigenständiger und individueller Körperrhythmus mit einer Frequenz von zwischen 6-14 Zyklen pro Minute. Wir Osteopathen nennen ihn Primäratmung, da er sich ähnlich einer Ein/Ausatmung der Lungen anfühlt. Verantwortlich dafür sind sehr wahrscheinlich verschiedene Wachstumsbewegungen, die am ganzen Körper spürbar bleiben.
Über die Jahrzehnte haben sich sehr viele Varianten in der Anwendung der osteopathischen Techniken entwickelt, gerade auch in Bezug auf die Primäratmung in der Diagnostik und Behandlung. Die Erfolge der verschiedenen Strömungen zeigen, dass alle zu Recht existieren. Letztlich muss jeder Patient für sich entscheiden, wer und was am besten zu ihm passt.
Über die Osteopathie?
Die Osteopathie ist eine Form der manuellen Heilkunde, welche Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA entwickelt wurde. Der amerikanische Arzt und geistige Vater der Osteopathie, Dr. Andrew Taylor Still (1828-1917), suchte für seine Patienten nach Alternativen zur Arznei und Chirurgie und erfand eine Behandlungsweise bei der nur die Hände benutzt werden.